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Interviews

Interviews zeigen Nicole Stöcker und Clown Nanu in ihrer kreativen Arbeit, ihren Inspirationsquellen und ihrem Verständnis für die Bedeutung von Lachen im Alltag. Die authentischen Geschichten bieten humorvolle Einblicke hinter die Kulissen.

Interview im Café Goodbye

Café Goodbye wurde von Wolfgang Weigand und Carla Soldato ins Leben gerufen. Sie bieten vier Veranstaltungen mit Referentinnen und Referenten zu verschiedenen Themen im Lok.al in Winterthur an. Am 16. November 2025 ging es um Humor am Lebensende, eine wichtige Ressource und Bewältigungsstrategie in der Begleitung von Sterbenden. Als Überraschungsgast interviewte Wolfgang Nicole Stöcker und "Clown Nanu".

Wolfgang Weigand, Nicole Stöcker, Carla Soldato

Diese Aufnahme entstand direkt im Anschluss an den Vortrag mit Wolfgang Weigand.
Foto: Heinrich Renner

Auszüge aus dem Live-Interview:

Begegnung mit einem Bewohner im Lindenhof, Demenzabteilung in St. Gallen

Unterschied zwischen Besuch im Kinderspital und im Sterbezimmer eines Erwachsenen

Clown Nanu liest das Feld und macht nüd.

Begegnung mit einem Bewohner im Lindenhof, Demenzabteilung in St. Gallen

Kurze Zusammenfassung

Wolfgang: Jetzt stelle ich mir vor, du stehst vor zehn Leuten, die zum Teil im Rollstuhl sitzen und zum Teil nicht, sie sind schwer dement. Jetzt kommst du da rein, was machst du da?

Nicole: Ich erzähle dazu gerne eine Geschichte von meinem Besuch in St. Gallen, im Lindenhof, in der Demenzabteilung. Da sassen im Wohnzimmer ungefähr zwanzig Bewohner, manche hatten es lustig und sind fit.

Ich nahm einen älteren Mann wahr, der einsam auf dem Sofa sass. Starr. Introvertiert. Er hatte seine Hände auf dem Schoss liegen. Ich nahm eine bunte feine Feder aus meiner Requisitentasche und fragte, ob ich seine Hände streicheln darf. Er hob schweigend eine Hand und ich berührte sie sanft mit der Feder. Er sagte: «Schön». Er legte die Hand ab und streckte mir die andere Hand entgegen. Das war ein ergreifender Moment.

Dann überlegte ich, was ich noch machen könnte, und fragte ihn, ob er schöne Erinnerungen hat. «Meine Frau ist gestorben.» Ich wollte nicht in die Trauer einsteigen und fragte, was sind die schönsten Momente an, die Sie sich mit Ihrer Frau erinnern? «Wir sind tanzen gegangen». Was haben Sie denn am liebsten getanzt? «Wiener Walzer». Ich summte im dreiviertel Takt. Seine Augen fingen an zu strahlen, er wurde wach. So teilte er seine Freude mit. Das hielt ein paar Sekunden an. Dann versank er wieder in den verschlossenen Zustand.

Unterschied zwischen Besuch im Kinderspital und im Sterbezimmer eines Erwachsenen

Kurze Zusammenfassung

Wolfgang: Wäre es für dich einen Unterschied, ob ein Clown im Kinderspital, wo er institutionalisiert ist, oder ob er in einem Sterbezimmer eines Erwachsenen ist?

Nicole: Für mich persönlich nicht, denn es geht um den Menschen, ob jung oder alt, krank oder gesund. Es geht darum, ihr oder ihm zu begegnen und zu schauen, was möglich ist.

Wolfgang: Dass ein Kind eher einen Zugang zum Clown hat, als ein Erwachsener, ist für dich nicht relevant?

Nicole: Nein, das Kind ist eher offen, bei Erwachsenen dauert es ein bisschen länger.

Clown Nanu liest das Feld und macht nüd.

Nicole setzt als äusseres Zeichen der Verwandlung in Clown Nanu die Clownnase auf und frisiert die Haare zu einer Palme und redet schweizerdeutsch.

Kurze Zusammenfassung

Wolfgang: Clown Nanu, du hast gesagt, du würdest das Feld lesen, wenn du in einen Raum kommst. Lies mal das Feld hier im Café Goodbye.

Clown Nanu: Die Leute sind gespannt und offen, was kommt.

Wolfgang: Woher weisst du das?

Clown Nanu: (Streckt ihre Finger aus) Ich habe eine magische Formel und die sagt mir, dass sie offen, freundlich und gespannt sind.

Wolfgang: Was kommt jetzt?

Clown Nanu: «Nüd»

Wolfgang: Die schauen dich jetzt alle so komisch an.

Clown Nanu: Ich auch. Ich weiss nüd und das ist egal. Der Clown darf alles falsch machen und wenn ihm nichts einfällt, dann macht er nüd. Es ist voll ok.

Wolfgang: Woher weisst du, wenn es genug ist und du wieder hier weg gehen musst?

Clown Nanu: Wenn mein Handy klingelt, dann muss ich auf den Bus.

Wolfgang: Und wenn es erst Nachmittag um halbi drü klingelt?

Clown Nanu: Dann bleib ich bis um halbi drü.

Wolfgang: Da ist ja dann keiner mehr da ist.

Clown Nanu: Macht nüd.

Wolfgang: Was erzählst du dann?

Clown Nanu: Nüd. Ich warte bis der Bus kommt.

Wolfgang: Wenn der Bus nicht kommt, dann kommst du wieder hier her?

Clown Nanu: Ja, und dann warte ich wieder einen Monat bis halbi drü.

Wolfgang zum Publikum: Kommt ihr alle wieder am nächsten Tag um halbi drü?

Clown Nanu: Ja

Publikum: Nein

Clown Nanu: Nein? Dann bleibe ich sitzen.

Wie werde ich Clown?

Die meisten kennen sie wohl aus dem Fernsehen, aus dem Zirkus oder dem Theater – Clowns, die uns zum Lachen bringen und Emotionen wecken. Doch wie wird man eigentlich Clown? Gibt es dafür eine richtige Ausbildung? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir mit Nicole Stöcker vom Clown-Training Netzwerk Schweiz gesprochen. Sie hat erklärt, dass es tatsächlich eine Ausbildung zum Clown gibt.

Redaktion Radio 3FACH
Wie werde ich Clown?
17. Dezember 2024
Interview – Audiobeitrag
Foto: Redaktion Radio 3FACH

"Die eigene Clown Figur in sich zu entdecken ist für mich, wie das eigene Kind zu entdecken..."
Die Clown-Ausbildung dauert etwa ein Jahr und ähnelt in vielem einer Schauspielschule. Zunächst geht es darum, die eigene Clownsfigur zu entdecken und zu entwickeln. Die Ausbildung und auch Weiterbildungen zum Clown gibt es in der Schweiz, unter anderem in St. Gallen beim Verein Dachatelier. Dort hat auch Nicole Stöcker ihre Ausbildung gemacht. Clown zu sein hat vor allem mit Individualität zu tun. Jeder Mensch bringt seine eigenen Talente mit, und genau diese sind gefragt, um die persönliche Clownsfigur zu gestalten. Die Möglichkeiten dabei sind nahezu grenzenlos.

Das Wichtigste an der Arbeit als Clown ist, dass man dabei Spaß hat und vor allem über sich selbst lachen kann. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, ist eine Grundvoraussetzung. Zwar empfinden viele Menschen Situationen, in denen sie in der Öffentlichkeit stolpern oder in Verlegenheit geraten, schnell als peinlich. Doch genau aus solchen Momenten ziehen Clowns ihre besondere Magie.
Moderation und Redaktion: Michael Gross

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  • 2025

    Interview:
    Café Goodbye

  • 2024

    Interview:
    Radio 3FACH

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